All das gab unseren Urahnen die Möglichkeit zu überleben – um z.B. vor dem Säbelzahntiger zu flüchten. Nach der Flucht waren die bereitgestellten Energievorräte und die Stresshormone abgebaut, die Körperfunktionen wurden wieder normalisiert.
Leider hat es in der Evolution an dieser Stelle noch keine Anpassung für uns moderne Menschen gegeben – und genau hier liegt die Ursache, dass Stress für uns heute negative Auswirkungen hat.
Wir müssen nicht mehr vor dem Säbelzahntiger flüchten und auch körperliche Arbeit müssen viele von uns nicht mehr leisten – und somit bauen wir in der Regel die Stresshormone auch nicht mehr ab.
(daher ist es eine gute Idee, z.B. nach einem Streit mit dem Chef oder Kollegen, mal etwas schneller die Treppe hoch und runter zu gehen oder eine Runde um den Block zu laufen).
Als weiteres Defizit der Evolution würde ich die Tatsache bezeichnen, dass unser Gehirn auch gar keine reale Bedrohung (z.B. in Form eines wilden Tieres) benötigt, um Stresshormone auszuschütten – da reicht auch der riesige (virtuelle oder reale) Stapel Arbeit auf dem Schreibtisch, die ständige Sorge um den Arbeitsplatz, die wachsende Komplexität unserer modernen Welt und für manche vielleicht z.B. auch schon die Tatsache, dass der Sprössling nicht aufs Gymnasium kommt ;-).
Dazu kommt der ganz alltägliche Wahnsinn, wie regelmässige Staus auf dem Weg zur Arbeit, allgegenwärtige Medienberieselung, eine kaputte Umwelt, Lärm, Grossraumbüros und so weiter.
All das führt dazu, dass wir moderne Menschen oft unter Dauerstress leiden, ihn aber eigentlich erst dann wahrnehmen, wenn der Körper nicht mehr mitmacht. Oftmals ist dann schon ein Schaden entstanden, der nur schwer wieder zu reparieren ist.